Was tut man an einem Lichtfangabend? Beim «Lichtfang» rennt man nicht etwa dem Licht hinterher, sondern nutzt Licht, um nachtaktive Insekten, insbesondere Nachtfalter, anzulocken, zu fangen und zu bestimmen.

Das Datum für diesen Anlass (16. August 2019) hatte der Vorstand zwar bereits im Frühling bekannt gegeben, aber er musste auch ein Ausweichdatum (23. August 2019) kommunizieren, da Nachtfalter bei Regen nicht fliegen und deshalb über die Duchführung des Anlasses sehr kurzfristig entschieden werden musste. Vier Tage vor dem Anlass fiel dann der Entscheid.

Der Anlass wurde erneut beworben, und schliesslich fanden sich dann am Lichtfangabend 37 Personen, davon ein Dutzend Kinder, ein – was die kühnsten Erwartungen der Organisatoren bei weitem übertraf. Nach einem Spaziergang vom Parkplatz der Gemeindeverwaltung über die Linden zum Hof Bann erreichten wir den Austragungsort im lichten Wald oberhalb der Eselflue.

Die grösste der drei Leuchtanlagen auf dem Waldweg oberhalb der Eselflue. (Bild: Thomas Zumbrunn)

Dort erwartete uns Werner Huber, ein ausgewiesener Entomologe (Insektenkundler) aus Zunzgen. Mit Hilfe von drei mobilen Leuchtanlagen wurden innert knapp 3 Stunden 32 Gross-Nachtfalterarten, mehrere Kleinschmetterlingsarten und weitere Insekten wie Käfer und Hornissen angelockt und bestimmt. Einige Arten lassen sich nur anhand ihrer Geschlechtsorgane eindeutig bestimmen, weshalb Werner Huber die entsprechenden Tiere mit nach Hause nahm und im Nachgang zum Lichtfangabend bestimmte. Die seltenste an diesem Abend beobachtete Nachtfalterart war die Randfleck-Wickeneule (Lygephila craccae), die in den letzten Jahrzehnten nur noch in den höheren Lagen unserer Region nachgewiesen werden konnte. Der wissenschaftliche Name dieser Art nimmt Bezug zur Hauptnahrungspflanze der Raupe, der Vogel-Wicke (Vicia cracca).

Die seltenste Nachtfalterart, die angeflogen kam, ist die Randfleck-Wickeneule (Lygephila craccae), die in den letzten Jahrzehnten nur noch in den höheren Lagen unserer Region gefunden wurde. (Bild: Werner Huber)
Eine Roseneule (Thyatira batis), welche ebenfalls angeflogen kam. (Bild: Lukas Schwab)

Laut Werner Huber ist die Anzahl der angeflogenen Nachtfalterarten vergleichsweise gering, was jedoch der Freude der Besucherinnen und Besucher keinen Abbruch tat (v.a. die Kinder wanderten rastlos zwischen den Leuchtanlagen hin und her, sammelten Nachtfalter ein und brachten diese zu Werner Huber, um sie bestimmen zu lassen). Auch wenn 32 Gross-Nachtfalterarten nach einer grossen Zahl klingt, muss man bedenken, dass bei uns in etwa zehn Mal mehr Nachtfalter- als Tagfalterarten vorkommen. D.h. das Resultat würde in etwa einer Tagfalterexkursion entsprechen, bei welcher bloss 3 Tagfalterarten gefunden werden. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren, denn der Standort hätte laut Huber das Potential, noch viele weitere Arbeiten zu beherbergen. Zwischen Sommer und Herbst gibt es jeweils eine «Lücke», in welcher nur wenige Tiere anfliegen, und vielleicht befanden wir uns bereits in diesem Zeitraum, welcher sich nur schwierig vorhersagen lässt.

Nicht nur die Nachtfalter wurden durch die hellen v.a. auch im Blau- und UV-Bereich strahlenden Lampen angezogen. (Bild: Thomas Zumbrunn)

Nach Mitternacht hatten sich die meisten Besucherinnen und Besucher von diesem spannenden Anlass verabschiedet und überliessen die Nachtfalter wieder ihrem munteren Treiben. Der Vorstand möchte sich insbesondere bei Werner Huber, aber auch bei allen, die den Weg in den Wald gefunden haben, bedanken.

Ein kleiner Leuchtturm etwas abseits mitten im Wald. (Bild: Thomas Zumbrunn)

In der Volksstimme (Nr. 95 vom 29. August 2019) erschien ein Artikel zu diesem Anlass.

Lichtfangabend mit Werner Huber

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