100 Jahre VV Rünenberg
Ansprache von Kilian Glauser, Präsident, und Rico Kessler, Aktuar
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Rünenbergerinnen und Rünenberger
Liebe Mitglieder des VVR
Ich freue mich sehr, Sie heute zu einem hohen Geburtstag begrüssen zu dürfen, nämlich zum 100. Geburtstag des Verschönerungs- und Vogelschutzvereins Rünenberg. Ganz besonders begrüssen möchte ich
- Gäste, Gemeinderäte
- Alle Gross und Klein, die uns heute mit Tanz, Musik, Informationen und Unterhaltung erfreuen werden
- Allen, die vor und hinter den Kulissen mithelfen und schon mitgeholfen haben, dass wir heute zusammen einen schönen Tag verbringen können.
Wenn Sie vielleicht befürchten, ich werde hier vorne die ganze wechselvolle Geschichte des VV Rünenberg vor Ihren Augen und Ohren ausbreiten, dann kann ich sie beruhigen. Das würde Tage brauchen! Vielmehr möchte ich mich darauf beschränken, ein paar ganz wenige Schlaglichter auf unseren Verein zu werfen. Dazu habe ich unseren neuen Aktuar Rico Kessler aufgeboten. Bevor wir ihn sein erstes Protokoll schreiben lassen, darf er sich hier im Vorlesen einiger interessanter und amüsanter Auszüge aus alten Protokollen bewähren. Beim Studium dieser Protokolle sind wir übrigens auch auf ein kleines Geheimnis gestossen. Doch davon später!
Was will überhaupt der VV Rünenberg? Wozu wurde dieser Verein gegründet, damals, als in Rünenberg die Webstühle der Posamenter klapperten, noch keine Autos fuhren, als die Motorflugzeuge erste Hopser vollführten, als in fast allen Nachbarländern der Schweiz noch Kaiser und Könige regierten? In den Statuen lesen wir, der Verein wolle „die hiesige Ortschaft und deren nächste Umgebung verschönern“ und zwar folgendermassen:
Statuten vom 28. Juli 1907
Im besondern sucht er dies zu erreichen durch: Anbringen von Ruhebänken, Anpflanzen von schattenspendenden Bäumen, Anlage bequemer Spazierwege, Instandhaltung des Weihers unter Mithilfe der Gemeinde.
Die Pflege und Erstellung von Bänklein war und ist ein Teil der Arbeit unseres Vereins. Allerdings war „Walking“ vor hundert Jahren noch kein Volkssport, sondern die normale Fortbewegungsart. Wir lesen also zur Zeit der Eröffnung des Hauenstein-Basistunnels der SBB:
Protokoll der Generalversammlung vom 20. März 1912
Da mit Tecknau regerer Verkehr in Aussicht steht, ist auf Hinterrütti ein weiteres <Ruhebänklein> zu errichten.
Viele weitere Tätigkeiten prägten und prägen den Alltag unsers Vereins. Ob Blumenschmuck, Wanderwegbau, Maibaum, Nistkastenkontrolle oder Naturschutztag: Der VVR machte es oder macht es heute noch.
Doch das wichtigste Projekt und manchmal auch das grösste Sorgenkind unseres Vereins war über die Jahre hinweg immer der schöne Weiher, an dem wir hier stehen. Es freut mich ganz besonders, dass wir – eigentlich zufällig – genau zum 100 Jubiläum unseres Vereins mit grosszügiger Unterstützung der Gemeinde Rünenberg eine Renaturierung dieses Weihers vornehmen durften. Und wie hat sich dieser Weiher über die Jahre immer wieder verändert. Es gab Zeiten, da war eine stattliche Schar Enten, gehegt, gepflegt und gefüttert, der Stolz dieser Stätte. Allerdings nicht immer ganz problemlos:
Vorstandssitzung vom 25. Februar 1966
Von den frisch eingesetzten Enten im Weiher sind von Privat zwei geschlachtet worden. Leider wurde vorher kein Vorstandsmitglied benachrichtigt. Nachträglich wurde der Fall aber abgeklärt. Die Enten seine gelähmt gewesen, aber zum Essen recht zäh.
Auch allerlei Arten von Fischen lebten über die Jahrzehnte hinweg in diesem Weiher mehr oder weniger glücklich, zeitweise sogar betreut vom Fischereiclub aus dem fernen Olten.
Die Zeiten und Menschen änderten sich und mit ihnen auch die Landschaft um das Dorf. In den Siebziger Jahren wurde erkannt, dass bunte Blumenwiesen und vielstimmige Vogelkonzerte nicht mehr selbstverständlich sind. Der bisher unbekannte Begriff „Umweltschutz“ entstand und auch im VV Rünenberg wurden die Bemühungen verstärkt, die Natur zu schützen und zu fördern.
Jahresversammlung vom 20. Januar 1979
Herr Heinz Hersberger wird im Vorstand mein Amt als Aktuar übernehmen, wozu wir ihm einen guten Start wünschen, und ich werde mich in Zukunft mit dem Vogelschutz befassen.
Unterzeichnet hat ein gewisser Hans Schneider, besser bekannt als Johann Schneider. Dieser Johann Schneider hat während vollen 25 Jahren den VVR geprägt und vorwärts gebracht wie …
(( Ehrung Johann Schneider))
Nach dieser ganz, ganz kleinen Runde durch die Geschichte des VV Rünenberg bin ich schon fast in der Gegenwart angelangt. Was wäre ein Verein ohne die Menschen, die ihn tragen und seine Ziele unterstützen? Ich möchte allen danken, die uns jedes Jahr einen Jahresbeitrag bezahlen, an unseren Anlässen teilnehmen, uns in irgendeiner Art unterstützen. Und auch all denen, die im Dorf und um das Dorf herum der Natur Respekt und Wertschätzung entgegenbringen. Jeder Fleck, wo eine Blume ungestört blühen darf, wo ein neuer Baum gepflanzt wird, wo ein Asthaufen oder eine andere kleine Unordnung dem Igel, Iltis oder Frosch Unterschlupf bietet, ist für mich ein Stück Lebensqualität und für meine Kinder ein Stück Zukunft. Dafür bin ich dankbar und ich möchte Sie allen ermuntern, die grossen und kleinen Schätze der Natur rund um unser Dorf zu entdecken und bewahren zu helfen. Das ist sozusagen mein Geburtstagswunsch im Namen des VVR.
Die Zeit läuft mir davon und Sie haben schon lange geduldig zugehört. Ach ja, ein Geheimnis wollte ich ihnen ja zum Schluss noch verraten. Oder besser gesagt, ein kleines Geständnis ablegen. Genau genommen ist der VV Rünenberg nämlich noch gar keine 100 Jahre alt:
Montag, den 7. Dezember 1936, im Schulhaus
Zusammenkunft einiger Initianten zur Wiedergründung eines neuen Verschönerungsvereines.
Nach eingehender Diskussion wird beschlossen, den während des Weltkrieges eingegangenen alten Verschönerungsverein auf Frühling 1937 wieder neu erstehen zu lassen.
Der VVR hat also während rund 20 Jahren nur im Geiste bestanden und lief natürlich auch im bald auf die Neugründung folgenden unseligen Zweiten Weltkrieg nur auf Sparflamme. Die Krisen der grossen weitenWelt berührten eben auch das kleine Rünenberg und seine Vereine. Aber ich hoffe, sie sind wie ich der Ansicht, dass es ab einem gewissen Alter auf ein paar Jahre mehr oder weniger nun wirklich nicht ankommt. Bei mir selber sehe ich das jedenfalls genau so!! Umso mehr freue ich mich, Ihnen jetzt einige ganz junge Gäste vorstellen zu dürfen, nämlich 1. und 2. Klässlerinnen und –Klässler der Primarschule Rünenberg, die zusammen mit dem Gemischten Chor das Aufstellen des Mai-Baums umrahmen. Anschliessend freue ich mich, möglichst viele von Ihnen zum gemeinsamen Mittagessen im Festzelt zu treffen und wünsche Ihnen allen eine tollen Tag rund um unseren Weiher. Vielen Dank!